Vom einstigen DDR-Gulag zur Hauptstadt des Grauens. Geiser Straße 31 Chemnitz Nutten Welt wird langsam blass und immer grauer, Chemnitz kann nicht mehr weit sein. Eine Stadt mit einer Aura, wie sie nur wenige Orte auf der Welt ausstrahlen - Tschernobyl vielleicht, manche Teile Nordkoreas oder Stalingrad im Winter Chemnitz hat von allem etwas. Abseits der Plattenautobahn erwarten den Besucher verwilderte Alleen, an deren Rändern sich kleine Kreuzchen und Bäumchen stetig abwechseln: eine Birke, der Ronny, eine Pappel, der Enrico, ein Ahorn, die Jenny, eine Buche, der Jens … - bis kurz vor die Betonmauern der Stadt geht das so. Ob etwa massenhafter Selbstmord oder Selbstüberschätzung zu diesem Kreuzchenboom führte? Und ist Pendeln nicht das Gegenteil von zu Hause? Übersetzt bedeutet der wohlwollend formulierte Werbetext: "Eine Stadt, in der Hartz-IV-Empfänger munter drauflos rammeln, die aber trotzdem verschnarcht geblieben ist und in weiten Teilen verlassen wurde. Eine örtliche Reinigungs- und Call-Center-Branche hält dutzende Aufstockerjobs bereit und viele leerstehende, billige Plattenbauwohnungen gibt es auch. Vielmehr ist Chemnitz seit Langem als das "Celle des Ostens" oder auch als "Minsk des Westens" bekannt, je nachdem aus welcher Richtung man kommt. Manche nennen die Marx-Metropole gar die "Schöne unter den Blinden" oder die "Holde der Unholde". Doch einige nennen die Zustände auch beim Namen: "Jenseits der Bausubstanz" und "Heimat des Grauen" hört man Einzelne sagen. Und dieses Chemnitz zieht an? Wenn es etwas anzieht, dann Depression und graue Wolken, Beton und Schwermetall. Wie beschrieb es einst der in Chemnitz geborene Dichter Hermann K. Die Region galt als "No-go-Area" oder besser gesagt als "Bleibste weg, hioorr! Jeder in der Zone wusste, wenn er erst einmal in Chemnitz landete, wäre es um ihn geschehen. Inoffiziell war Karl-Marx-Stadt eine Art Gulag, in welchen man gern unliebsame Zeitgenossen verbannte. Und dies kam nicht von ungefähr. Besonders schlimm wurde es nach dem Jahre Schnell wurde klar, ein Transport wäre zu gefährlich und zu teuer. Also schmiedete man daraus bis ein Wahrzeichen für die damals bis auf ein paar Rauchschlote völlig wahrzeichenlose Stadt. Seitdem wird der unförmige Meteorklumpen liebevoll "Nischel" oder offiziell "Karl-Marx-Monument" genannt. In Wahrheit war dies Teil einer beispiellosen Vertuschungsaktion, bei der über die Jahre Bis dato ist dieses Kapitel kaum aufgearbeitet. An den Einschlag des Meteors erinnert heute nur noch ein flacher Krater im Stadtzentrum, der malerisch zwischen Automatenspielhölle, Schnäppchenexpress und Getränkemarkt liegt. Zur Tarnung wurde er fast komplett mit Verpackungsresten und Altglas zugeschüttet. In den Siebziger und Achtziger Jahren ging es weiter bergab mit den Karl-Marx-Städtern. Man transformierte die Stadt immer weiter in ein klobiges Plattenbaulabyrinth, das nur zwei Extreme kannte: kackbraun und aschgrau. Man mauerte die Bewohner regelrecht ein. Und dann kam die Wende, von der man in Chemnitz allerdings erst erfuhr. Da war die anfängliche Euphorie bereits verflogen, und die Chemnitzer konnten unverändert weiter ihre Depressionen pflegen. Blühende Landschaften kannte man ohnehin nur aus Legenden. Und Geiser Straße 31 Chemnitz Nutten dürfte es bleiben bis in alle Ewigkeit. Obwohl: Ein bisschen Veränderung zeichnet sich dennoch ab. Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört — immer aus Überzeugung und hier auf taz. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen. Diesen Artikel teilen.
In der Fabrik selbst, während der Arbeit war von einer offnen und ostentativ-politischen Agitation der ausgesprochenen Sozialdemokraten so gut wie nichts zu beobachten. Bei kleinen Meistern schlafen die Lehrjungen, ab und zu auch einer ihrer Gesellen hier, manchmal mit einem oder mehreren fremden Schlafburschen zusammen. Man sah es diesen sinnenden, leuchtenden Augen an, wie die Köpfe mitarbeiteten, die vorgetragenen Gedankengänge aufzufassen und mitzudenken. Spiegelt der "Satirebeitrag" über Chemnitz das Niveau der TAZ, oder sind das noch die Nachwehen einer misslungenen Silvesterparty in Berlin oder doch vielleicht im so farbenprächtigen Oberfranken, an denen Herr Gückel litt, als er diesen verfasste? Dies gilt ebenso für die schönen Ecken in Chemnitz. Leute, die Chemnitz bisher nicht kennen, werden es so nicht kennen lernen.
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Ein Vorwort. - VIII, Seiten: Illustrationen ; Neue Generation - Neues Erzählen. Straße für Straße, Laut um Laut, und wo immer eine Sehnsucht den Blick hebt, die Schritte um eine unbekannte Ecke lenkt, geben neue Aus. Knowledge construction in late antiquity / edited by Monika Amsler. lcb. Anfunft. Valet 10 Ueberall zu haben. - Berlin: De Gruyter,. Die deutsche Prosa-Literatur in den achtziger Jahren. Resepte gratis geiser Straße Don Joh. Brauno, eigi Fahnenfabrik Franz Retech,. Die Kritik an der neuesten deutschen Literatur ist in. []. garant. er Jung-Geflügel!Zur TAZ passt er jedenfalls nicht oder wenn es so weiter geht der Artikel über Bibel. Um es in einem Wort auszudrücken:SCHEISSE! Wie es nun innen in den Wohnungen aussah? Die Bilder sind fast immer künstlerisch gewandt, die Witze, natürlich stets politisch gefärbt und zugespitzt, aber prägnant und schlagend, der Humor gesund und gut. Vielen Dank! Im Gegenteil, die meisten Menschen nehmen auf der Suche nach einem Job eine Verschlechterung der Wohnbedingungen und des städtebaulichen Erscheinungsbildes beim Wechsel von Ost nach West in Kauf. Haha, da fällt mir gleich die Butter vom Brot vor lachen. Aber beginnen wir am Anfang des Aufenthaltes in dem Gulag. Ich kann aus dem Text nicht herauslesen, dass der Autor sich über Verkehrtode lustig macht. Jedenfalls aber macht es ihn unnormal und prägt seinem Charakter den Stempel innerlicher Unfertigkeit auf, den ich auch an meinen Arbeitsgenossen zum Schaden für ihre sittliche Lebensführung bemerkt habe. Vom Meister und Monteur herab bis zum Packer und Transporteur, schaffte jeder einzelne mit an dem gleichen Objekt, an einem einzig sinnvollen Ganzen, dem komplizierten Kunstwerke einer Werkzeugmaschine. Wenn man eine Satire schreibt, so muss diese auch als solche erkennbar sein. Ich bin auch der Meinung dass Satire sich ALLES erlauben müssen darf, ABER und hier liegt das Problem:Es ist keine Satire! Aber das war nicht mein Wille. Insofern: Wow, wie kreativ. Nahe Chemnitz habe ich studiert. Eine bedeutsame Agitation wurde weiter bei den im Sommer fast allsonntäglich stattfindenden Arbeiter- und Kinderfesten entfaltet. Wortwitz und Humor sieht anders aus. Da leben im Vergleich in den Berliner Ghettovierteln ja noch Literaten. Ich fragte, um mich zu orientieren, einen an der nächsten Ecke postierten Schutzmann, ob er mir vielleicht sagen könnte, wo man hier Arbeit nachgewiesen erhielte. Da wurde schon um 5 Uhr nachmittags Feierabend gemacht. Häufig fragte ich, was es gegeben hätte, aber manchmal erfuhr ich nicht die Wahrheit. Sie kennen nicht zufällig Herrn Uhly und das ZDF, die letzens in so wundervoller Zusammenarbeit behaupteten die ebenfalls ostdeutsche Stadt Jena zu kennen? Am Eines Sonntags sollte es bei ihm als besondre Delikatesse Hundebraten geben. Rums bums fällt der vom Himmel, strahlt grün, und die doofen Ossis machen die Karl-Marx-Rübe draus. Erst recht, wenn es um Bilder geht, die damit in den Köpfen zementiert werden. Ansonsten sollte man das den Satirezeitschriften überlassen. Gar nicht weit entfernt davon findet man auch das Schauspielhaus, das immer wieder neue, wunderbare Stücke zeigt und zum Verweilen einlädt. Zwei Konsumvereine am Orte wurden von den Familien viel benutzt, namentlich am Abend des Lohntages, wo man gleich für mehrere Tage Einkäufe machte. Die Monteure nahmen ihren Leuten gegenüber etwa die Stellung von Untermeistern ein.